Bäume sind sexuell aktiv. Die Sexualität hat die biologische Funktion der Neukombination von Erbinformationen und ist eine der stärksten Lebensenergien unseres Planeten. Vögel singen, Hirsche brunften, Schnecken kuscheln, Menschen buhlen, Bäume blühen.
Die Buche ist von etwa dem 40. bis zum 150. Lebensjahr fortpflanzungsfähig. Sie ist einhäusig, das heisst, ein Individuum trägt männliche und weibliche Blüten gleichzeitig – in einem „Haus“. Es gibt also keine männlichen oder weiblichen Buchen. Anders ist es zum Beispiel bei den Eiben, Wacholdern, Pappeln und Weiden: Diese Bäume sind zweihäusig, das bedeutet, es gibt männliche und weibliche Individuen. Das Geschlecht eines Baumes kann man erst nach Eintritt der Geschlechtsreife bestimmen.
Die Buche trägt eingeschlechtliche Blüten – männliche und weibliche. Die männlichen Blüten besitzen Staubblätter, die weiblichen Fruchtblätter. Die meisten windbestäubten Bäume wie die Buche haben eingeschlechtliche Blüten. Insektenbestäubte Pflanzen wie Obstbäume und Wiesenblüten hingegen besitzen zwittrige Blüten. Das hat den Vorteil, dass bei einem Besuch der Bestäuber sowohl die Pollenübertragung als auch die Befruchtung in einem einzigen Vorgang stattfinden können. Voraussetzung für die Blüte ist, dass der Baum nicht zu stark beschnitten wird.

Bäume sind – wie Menschen – hormonell gesteuert. Die Hormone der Pflanzen werden Phytohormone genannt. Sie sind verantwortlich für Keimung, Wachstum, Samenreife, Blattabwurf, Blütenbildung, Differenzierung, Verzweigung und vieles mehr. Im Gegensatz zu Tieren haben Pflanzen keine Hormondrüsen; sie bilden ihre Hormone in vielen Bereichen des Körpers. Deren Aktivität wird durch äussere Einflüsse wie Licht, Wasser, Nährstoffe, Tiere und Nachbarn angeregt.
Die Buche ist nur wenige Tage im Jahr sexuell aktiv. Die weiblichen Blüten sind nur kurz befruchtungsbereit, und die männlichen Blüten geben ihre Pollen nur bei günstigen Wetterbedingungen frei – abhängig von Wärme, Trockenheit und geringer Luftbewegung.



